Hochwasser in Mühlen

Zur Erinnerung an die häufigen Hochwasserkatastrophen in Mühlen wurde im März 1992 ein Gedenkstein an der Außenwand der St. Anna Kapelle angebracht. Vorbild war der Hochwasserstandsanzeiger unterhalb des Limburger Doms. Den Mitbürgern soll auf diese Weise die Naturgewalt des Wassers bildlich vor Augen geführt werden.
Auf der Hochwassertafel aus dem Jahre 1992 werden nur die höchsten Wasserstände seit 1900 verzeichnet. Eine neue zusätzliche Tafel wird demnächst die Hochwasserstände ab 1992 zeigen, weitere mögliche in den folgenden Jahren werden dort nachgetragen.
Referenzwert ist der Wasserstand an der nahegelegenen Mündung des Emsbaches in die Lahn, der bei 109,35 m NN liegt. 1945 lag er bei 114,44 m (+5,09 m), 1946 bei 113,55 m (+4,20 m) und 1984 bei 113.18 m (+3,83 m).
Die Bewohner vom Mailstadt, ein Dorf, das einst in den Eschhöfer Wiesen an der alten Mainzer Straße zur Lahnfurt lag, haben schon im 15. Jahrhundert wegen der häufigen Hochwasser ihre Siedlung aufgegeben und sind nach Eschhofen umgezogen.
Trotz ihrer ähnlich gefährdeten Lage blieben die Mühlener ihrer Heimat treu. Sie ertrugen lieber die Überschwemmungen als oftmals wiederkehrende Natur Ereignisse und lehnten immer wieder ab, an höher gelegener Stelle ihrer Gemarkung ein Dorf zu bauen, wie es ihnen empfohlen worden war. Letztmals 1784 gab es diese Überlegungen. Die Verlegung konnte aber nicht verwirklicht werden. In den Koalitionskriegen (1792 – 1799) war unsere Heimat von französischen und österreichischen Truppen besetzt. Allein die Franzosen verlangten von der Gemeinde Mühlen, die damals nur 115 Einwohner zählte, 9378 Goldgulden an Besatzungskosten, diese Summe entsprach dem Preis von ca. 28.000 Broten oder von ca. 37.000 Pfund Fleisch. Des Weiteren kam hinzu, dass das Kurfürstentum Trier, in dem sich die Menschen wohlfühlten, 1802/03 aufgelöst wurde. Es kam daher nicht zur Aufgabe des alten und dem Bau eines neuen Dorfes an höherer Stelle.
Das größte Hochwasser, das es in Mühlen seit 1900 gegeben hat, entstand durch die sinnlose Vernichtung der neuen Autobahnbrücke, die erst 1939 dem Verkehr übergeben worden war.
In der Nacht zum 26. März 1945 sprengte die Wehrmacht vor den aus der Richtung Montabaur anrückenden amerikanischen Truppen einen Bogen. In der Nacht und an den folgenden Tagen stürzten sechs weitere Bögen nach. Der daraus folgende Aufstau der Lahn setzte den Ort Mühlen weitgehend unter Wasser und unterbrach die Lahntalbahn. Militärisch war die Sprengung nutzlos, die Amerikaner besetzten tags darauf Limburg und drangen ohne größeren Widerstand weiter in das Gebiet südlich der Lahn vor.
Im Eschhöfer Heimatbuch von 1974 ist zu lesen: „Die ungeheuren Gesteinsmassen lagen quer im Flußbett und ließen kein Wasser durch. Daher stauten sich die Fluten der Lahn und des Emsbachs und überschwemmten die ganze Gegend. Das weite Talbecken von Dietkirchen und Dehrn bis Eschhofen war ein gewaltiger See. Das Wasser stand bis tief in den Mühlener Wald und bis an den Bahndamm der Gießener Strecke. Aus den Fluten ragten die Häuser von Mühlen heraus. Die Bewohner hatten nur knapp Zeit, ihr Vieh in Sicherheit zu bringen und die wichtigsten Habe aus den unteren Stockwerken auf die Speicher zu schaffen. Eine solche Katastrophe hatte Mühlen, das doch schon öfter bei der Schneeschmelze vom Hochwasser heimgesucht worden war, noch nie erlebt. Das Dorf musste von den Bewohnern verlassen werden. Die Familien fanden bei guten Leuten in Eschhofen für sieben lange Wochen Unterkunft.
Da das Wasser keinen Abfluß hatte und stillstand, begann es bald übel zu riechen. Der Kreisarzt befürchtete den Ausbruch pestartiger Krankheiten und wurde bei der Besatzungsbehörde vorstellig. Eine amerikanische Pionierabteilung wurde eingesetzt und sprengte eine Rinne durch die Trümmermassen. Langsam fiel das Wasser und kehrte nach und nach in das alte Bett zurück. Trostlos sah es in dem Dörfchen Mühlen aus: alles verschlammt, Häuser, Höfe, Straßen und Gärten, die Fachwerke der alten Gebäude eingestürzt, die Möbel in einzelne Teile aufgelöst, die Wohnungen bis in der oberen Stockwerke naß, Holzvorräte, Tore, Gartenzäune fortgeschwemmt, die Kartoffeln im Keller verfault.“
Hochwasserstände
Zu den größten Naturkatastrophen in der Geschichte Mitteleuropas zählt die "Magdalenenflut" von 1342, eine Hochwasserkatastrophe von biblischen Ausmaßen. Sie hat auch Limburg heimgesucht. Die Wassermassen erreichten Limburg am 25.07.1342.
Verursacht hatte den "großen unsäglichen Jammer und Schaden" intensiver Dauerregen, der um den 19.7. im fränkischen Maingebiet eingesetzt hatte. Eine gewaltige Regenfront bewegte sich von dort in nordwestlicher Richtung zur Nordseeküste.
„Ungeheure Flut mit Eisgang“; Häuser, Ställe, Vieh und mehrere Brücken fielen dem Hochwasser zum Opfer. (Heck, Diezer Chronik)
Am frühen Morgen des 26. März 1945 wurde ein Pfeiler der Autobahnbrücke von deutschen Truppen gesprengt. In den folgenden Tagen stürzten dann sechs weitere Bögen in die Tiefe. Die Trümmer der Brücke stauten das Wasser der Lahn; „das Dörfchen Mühlen stand bis an die Dächer unter Wasser einige Monate lang“. Eine Pioniereinheit der Amerikaner sprengte mehrfach eine Rinne, damit das Wasser abfließen konnte. Die Trümmer der gesprengten Brücke sind auch auf den Bahndamm gestürzt.
Bei einem Hochwasser 1946 war der Bahndamm zwischen Limburg und Eschhofen unterspült. Als am 12. Februar 1946 eine einzelne Dampf-Lok, von Eschhofen kommend, die Stelle passierte, fiel sie in die Lahn. Es gab drei Schwerverletzte und einen Toten.

Gefährdet und vom Hochwasser eingeschlossen war auch das Vieh landwirtschaftlicher Betriebe. Bundeswehr und freiwillige Helfer bargen die Kühe und Rinder und brachten sie in Sicherheit.
Im Januar 1920 war Limburg – wieder einmal – von einer schweren Hochwasserkatastrophe betroffen. Dies führte paradoxerweise zu einem Wassermangel. Die Mainkraftwerke mussten ihre Stromlieferungen einstellen, was zu einem Ausfall des Pumpwerkes führte. Dies hatte Auswirkungen auf die städtische Wasserleitung.
Am Morgen des 4. Februar 1909 brach das Eis der bis dahin zugefrorenen Lahn und ging mit großem Getöse ab. In der Zeitung wurde am gleichen Tag gewarnt, dass nun aufgrund der Schneeschmelze mit Hochwasser zu rechnen sei. Vier Menschen aus dem Kreis Limburg-Weilburg ließen bei diesem Hochwasser ihr Leben.
Einsetzendes Tauwetter mit starken Regenfällen nach „ungewöhnlicher Kälte und ungeheuren Schneemassen“ führten zu hohen Schäden an Gebäuden und Brücken.
Das in der zweiten Dezemberwoche 1925 einsetzende Tauwetter brachte die ersten Anschwellungen im Rhein und seinen Nebenflüssen, die zur Monatsmitte ihr Maximum erreichten. Die nachfolgende Frostperiode verminderte die Wasserführung, bevor das erneute Tauwetter ab Beginn des letzten Monatsdrittels wieder steigende Durchflüsse bewirkte. In dieser Zeit brachten Aare, Murg, Kinzig, Neckar, Lahn und insbesondere die Mosel dem Rhein relativ hohe Wassermassen, vor allem Mittel- und Niederrhein stiegen schnell an. Der anschließende kurze Kälteeinbruch ließ die Wasserstände etwa ab dem 23. Dezember wieder sinken, bevor der heftige Witterungsumschlag vom 26. Dezember zum herausragenden Hochwasserereignis führte. Am oberen Mittelrhein hatten zwischenzeitlich die Nahe (Scheitel am 31. Dezember) und die Lahn (Scheitel am 1. Januar gegen Mitternacht) das Hochwasser des Rheins bedeutend verstärkt.

In der Mühlener Straße waren die Menschen mit Boten unterwegs.
Aufgrund einer „Hochflut“ stürzten viele Häuser ein.
Quellen:
- Anton Jung: Unser Heimatbuch, 1974
- Anton Jung: 700 Jahre Mühlen, 1992
- Nassauische Neue Presse vom 09.02.1984
- Wasser- und Schiffahrtsamt Koblenz, 1991
- Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mosel-Saar-Lahn Koblenz, 2024
- Limblog (https://limbloglm.blogspot.com/2017/07/groe-flut-unde-waer-auf-erden.html)
- Stadtarchiv Limburg (https://www.facebook.com/permalink.php/?story_fbid=2314485015354241&id=341017489367680)
- Informationsplattform Udine (https://undine.bafg.de/rhein/extremereignisse/rhein_hw1925_26.html)
- Franz-Karl Nieder: Limburg in der Nachkriegszeit (https://www.franz-karl-nieder.de/download/Limburg_Nachkriegszeit.pdf)
- Arbeitskreis Heimatpflege Eschhofen e.V., Eschhofen-Mühlen, im Mai 2025